BEKONEWS 2018
Diese Umstellung erfordert auch von den Mitarbeitern einiges an Neuorien- tierung. Wie setzen sie diese um? Unsere Mitarbeiter waren immer schon unser wichtigstes Asset. In diesem Kon- zept kommt ihnen eine noch wichtigere Rolle zu. Sie müssen analytisch an ihre Aufgaben herangehen, einen starken Be- ratungsansatz verfolgen und die Ambition haben, in jedem Projekt zu lernen. Für uns als Unternehmen heißt das, perma- nentes Lernen als Wert zu implementie- ren, die richtigen Bildungsinhalte anzu- bieten und auch im Recruiting aktiv zu werden. Der Technikermangel ist ein jahrzehn- tealtes Problem in der Branche. Worauf kommt es an, um im War for Talents erfolgreich sein zu können? Um attraktiv für die High Potentials zu werden, müssen die Unternehmen die Ar- beitsplätze und -möglichkeiten der Zu- kunft schaffen. Es gilt, ein entsprechendes Environment im Unternehmen zu entwi- ckeln und ein adäquates Employer Bran- ding nach außen zu tragen. Die gut aus- gebildeten, jungen Talente haben heute oft andere Vorstellungen vom Arbeiten und Leben. Sie agieren flexibler, weil sie mit den neuen Möglichkeiten der digi- talen Welt aufgewachsen sind. Es stellt sich ja wirklich die Frage: Müssen wir jeden Tag zwei Stunden im Stau stehen, um ins Büro zu fahren, obwohl wir vieles unserer Arbeit jederzeit über Handy, Lap- top, Datenbrille etc. von überall erledigen können? Wodurch zeichnet sich ein für junge Techniker attraktives Environment aus? Vor allem durch offenere Strukturen und eine Unternehmenskultur, die auf Wer- ten, wie eben Vertrauen, basiert. Die IT- Branche zeigt vor, wie das gehen kann. Dort wird vorrangig über Ziele geführt, weniger über Kontrolle. Das wirkt auch innovationsfördernd: Denn wenn ich zusätzlich noch Out-of-the-box-Denken forciere und erlaube, auch einmal unor- thodox zu agieren, eröffne ich auch neue Wege zur Optimierung und zur Inno- vation. Wenn ich nichts erlaube, dann bleibe ich im Status quo stecken. Vor dieser Herausforderung steht BEKO nicht allein, sondern die ge- samte Wirtschaft und Gesellschaft … Ja! Die Digitalisierung verändert die Spielregeln in unserer hochvernetzten und komplexen Welt radikal. Deshalb müssen auch die Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort verbessert werden. Wenn diese nicht stimmen, ge- raten selbst ganze Volkswirtschaften sehr rasch ins Hintertreffen. Denn nicht nur die guten Köpfe sind flexibel und mobil und schneller weg, als man denkt. Das gilt auch für die Unternehmen. Wissen wird immer wichtiger, viele Kompetenzen findet man auf dem Ar- beitsmarkt einfach nicht. Wie sollen die Unternehmen damit umgehen? In manchen Fällen muss man Wissen selbst aufbauen, projektbezogen und in- dividuell. Deshalb haben wir auch mit der BEKO Akademie eine Einrichtung geschaffen, in der wir Skills, die wir brau- chen, selbst trainieren. Aber grundsätzlich muss an diesem Gesamtsystem Schulbil- dung / Berufsausbildung / Weiterbildung beharrlich gearbeitet werden, und zwar gemeinsam von allen Stakeholdern. Es gilt eine Bildungslandschaft zu schaffen, die einerseits die Grundlagen in der Aus- bildung sicherstellt und andererseits die permanente Weiterbildung fördert. Das alles findet vor dem Hintergrund statt, dass die Halbwertszeit des Wis- sens immer schneller sinkt. Wie kann man sicherstellen, beimWissensaufbau auf das richtige Pferd zu setzen? Das ist natürlich nicht einfach. Ein Bei- spiel: Viele Experten sind überzeugt, dass das Konstruieren in einer Virtual Rea- lity-Umgebung über kurz oder lang das Designen mittels CAD-Software ablösen wird. Wir haben uns deshalb Datenbril- len näher angeschaut, die als Tools dafür infrage kommen. Dabei haben wir fest- gestellt, dass jene Technologie, die noch vor einem Jahr das Nonplusultra war, heute bereits veraltet ist. Man muss sich also genau überlegen, in welche Entwick- lung man investiert, denn Wissensaufbau ist teuer. Vor allem kleine und mittel- ständische Unternehmen sind hier gefor- dert, neue Wege zu gehen, etwa durch Kooperationen mit Forschungseinrich- tungen oder gemeinsam mit anderen Unternehmen. Aber hat es die Herausforderung, inno- vativ und flexibel zu sein, nicht immer schon gegeben? Ja, allerdings hat sich die Geschwindig- keit der Veränderungen durch die Di- gitalisierung potenziert. Und man darf nicht übersehen, dass es kein Core-Thema für uns Menschen ist, uns ständig neu zu orientieren. Veränderung bedeutet auch Verunsicherung und oft sogar Angst. Wer z. B. ein System in- und auswendig kennt, möchte natürlich nicht seinen persönli- chen Wissensvorsprung und seinen Ex- pertenstatus einbüßen. Er wird deshalb auch sehr wahrscheinlich nicht für eine Systemumstellung kämpfen. Und dann gilt es auch zu verhindern, jene zu margi- nalisieren, die den Weg in die Digitalisie- rung aus welchen Gründen auch immer nicht mitgehen können oder wollen, wie z. B. die Senioren. Die Digitalisierung fordert uns also massiv in allen Bereichen, und das auf lange Sicht. Vielen Dank für das Gespräch! 5 Künstliche Intelligenz heizt die Digitalisierung weiter an ... und dann ist man aus demMarkt gedrängt und weiß nicht einmal, warum
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